„Wie claimed man eigentlich seine Tocken [sic!] auf Metamask? Gibt es da ein Video darüber? Und bitte auf Deutsch!“
Gestern gelesen in einem „Investoren“-Chat. Geschrieben von Bodo (Name von der Redaktion geändert). Bodo ist mein aktueller Favorit, wenn es darum geht, die Erfolglosigkeit im Cryptospace zu erforschen. Eine soziologische Ein-Mann-Studie sozusagen.
Bodo wird in wenigen Tagen nämlich reich. Denn dann ist es so weit, da geht sein neues Investment durch die Decke! Bodo sagt: 100X. Ein Kollege sagt, dass es nur 3X sind. Vielleicht. Aber zumindest maximal. Eine interessante Wortschöpfung: „Zumindest maximal“. Bodo ist verwirrt. Hat er die Roadmap nicht gelesen? Nein, die war ja englisch. Das Video dazu dann später auch. Englisch ist kacka. Die Sprache des Satans! Und so wie besagter Beelzebub das Weihwasser meidet, meidet Bodo das Englische. Englisch mag Bodo nur sein Steak, aber auch nur dann, wenn es nicht blutig ist. Bodo. Der Archetyp des Auskenners. Das hat er ja auch bisher schon bewiesen, weil Bodo in der Telegram-Gruppe seit Monaten immer wieder die gleichen Fragen stellt bzw. Kommentare ablässt. Und momentan ist der pöhse Julian schuld, dass Bodo noch keinen Lambo fährt.
Bodo wird deshalb demnächst reich, weil er endlich das ultimative neue Megaprojekt entdeckt hat. Ein Projekt, das Sachen machen tut, die noch nie von einem anderen Projekt getut worden waren. Was genau das ist, das tut Bodo nicht so genau wissen tun, aber das macht nix. Man kann ja im Tschett fragen. Und das tut Bodo auch brav machen tun. Also das im Tschett Fragen stellen tun. Er tut das übrigens NACHDEM er Geld eingeworfen hat. Denn sonst hätte er ja was verpasst. Der Youtube-Heinzi hat ja erzählt, dass das neue Projekt sowas von ursuper ist, da musste man schnell sein! Keine Zeit für Recherchen. Und weil man für das Reichwerden eine Metamask braucht, gab es auch eine (deutsche) Anleitung, wie man so eine Metamask installiert. Das hat Bodo hinbekommen, die Kohle eingeworfen und dann war endlich Zeit dafür, seine Fragen zu stellen. Metamask … schon wieder so ein garstiges Wort. So englisch schon wieder. Das tut Bodo ja nicht mögen tun. Aber wenn man es braucht, dann her damit, egal, was es kann. Und jetzt ist Bodo wieder verwirrt. Hat er doch Geld eingezahlt (das auch weg ist), aber jetzt tut Bodo seine Tocken (er schreibt das immer mit ck) nicht sehen tun. Geduldig wird ihm erklärt, dass das ja erst am Montag sein wird. Und dass er sie dann claimen muss. Und noch irgendwas von einem Smartcontract und einer Tokenadresse die man manuell einfügen muss. Puh, armer Bodo. So viel Arbeit, so viel englisches Vokabular … es ist einfach ein harter Weg, Millionär zu werden.
Ich bin schon gespannt auf Bodos Fragen, wenn er seine ersten Token claimen kann. Ob er dann zB erkennt, dass er mit den ganzen Gebühren für das Claimen und wieder in einen Pool werfen täglich mehr Geld ausgibt, als er durch Rewards dafür einnimmt. Denn Bodo hat ja nicht hoch investiert. Wie sagt Bodo immer im Tschett? Man darf nie mehr investieren tun, als man verlieren tun kann.
Obwohl er damit durchaus recht hat. Man sollte ja wirklich nie mehr Geld investieren, als man verkraften kann, zu verlieren. Die Gefahr, Geld zu verlieren, kann man aber mit einem einfachen Mittel reduzieren: Mit Recherche. Denn egal, in welches Projekt man investiert – eines sollte man immer machen: Sich mit dem Projekt befassen. Sich auskennen, wie es funktioniert. Wo die Chancen liegen, welche Gefahren drohen, welchen Usecase das Projekt hat, welches Team dahinter steht, wie die Technik funktioniert usw. – Knowledge ist alles.
Und wenn man ein Projekt, in das man Geld steckt, mit diesem nötigen Wissen betrachtet, dann muss man auch kein Bodo mehr sein. Man muss nicht Gelder von einem Projekt in das nächste ziehen, um im nächsten Projekt das zurückzuverdienen, was man im vorigen verloren hat. Dann wird man vielleicht irgendwann vom Zocker zum Investor.
Und das ist die Kernaussage meines heutigen Artikels: Sei ein Investor!
Der Weg zu einem guten Investor beginnt mit dem Investment in WISSEN.
Denn: Wer nichts weiß, muss alles glauben.
Das Investment in das eigene Wissen kann nicht schiefgehen. Und dann steckt man auch kein Geld in Projekte, die man nicht versteht. Wie ist Warren Buffet zu seinem großen Vermögen gekommen? Indem er gezockt hat? Indem er sich nur deutschsprachige Youtube-Videos reingezogen hat? Oder weil er sich laufend weiterbildet, weiterentwickelt, täglich lernt und vor allem emotionslose aber wissensbasierte Entscheidungen trifft.
Wie kann nun unser Finanzgenie Bodo zu einem kleinen Vermögen kommen?
Indem er vorher ein großes hatte …