Die Psychologie des Wahnsinns …
Unser Hirn liebt Geschichten. Besonders solche, die uns sagen, dass wir smarter als andere sind. Die Dotcom-Blase der 90er? Pff, das war was anderes. Die Leute damals haben einfach das Potenzial des Internets nicht verstanden, oder? Und genau so argumentieren heute viele, wenn es um neue Krypto-Projekte geht: „Das hier ist nicht die nächste Dotcom-Blase, das ist die Zukunft!“. Die hundertste Revolution des Dezentralen Finanzmarktes, die abartig neue Web3-Applikation, die es noch niemals nie nicht gegeben hat, das supereinfache Investment mit dem der Lambo quasi schon in der Garage steht … wir kennen sie alle, oder?
Und obwohl wir eigentlich wissen, dass der Code nur geklaut ist, die Founder allesamt keinen Rasierapparat besitzen (weil sie zu jung für einen Bart sind, der diesem Namen auch gerecht wird) und die Erfolgsaussichten bei seriöser Betrachtung eine geringere Wahrscheinlichkeit haben als ein Sechser im Lotto – wir möchten gerne glauben, dass diesmal alles anders ist.
Womit wir bei Sir John angelangt sind. Templeton der Nachname. Eine ziemlich krasser Unternehmerdude, leider schon tot. Aber er hat uns ein Zitat hinterlassen:
„The 4 most dangerous words in investing are: This time it‘s different“
Diese 4 Worte implizieren, dass die bisherigen Regeln und Erfahrungen keine Gültigkeit mehr haben – dass das, was jetzt geschieht, einmalig und unvergleichbar ist. Der menschliche Verstand ist darauf programmiert, Muster zu erkennen und Trends zu extrapolieren. Wenn etwas Neues und Aufregendes auf den Markt kommt – wie es oft bei Technologien oder Finanzinnovationen der Fall ist – neigen wir dazu zu glauben, dass die Regeln, die früher galten, nicht mehr anwendbar sind. Diesen Gedanken begünstigt der „Confirmation Bias“ – die Tendenz, Informationen so zu interpretieren, dass sie unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen.
Ein bekanntes Beispiel aus der Geschichte ist die Dotcom-Blase in den späten 1990er Jahren. Viele Investoren glaubten damals, dass das Internet die Art und Weise, wie Geschäfte gemacht werden, für immer verändern würde – und damit auch die Regeln der Bewertung und Investition. Man glaubte, dass traditionelle Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis keine Bedeutung mehr haben und dass es nur auf das Potenzial der Unternehmen ankommt. Als die Blase jedoch platzte, wurde klar, dass fundamentale Prinzipien der Bewertung nach wie vor relevant sind.
Diese Denkweise ist eine böse Falle, die zu übertriebenem Optimismus bzw. Fehlentscheidungen führt und letztlich schon so manchen in den Ruin getrieben hat. Und das ist halt ein blöder Zustand, das ruiniert sein. Wollen wir ja tunlichst vermeiden. Warum also glauben trotzdem so viele, dass es diesmal wirklich wirklich anders ist? Eben wegen der Geschichten, die unser Hirn so liebt. Siehe oben. Und weil das Internet wie eine Echokammer wirkt, in der wir von allen Seiten von Expert:innen:außen mit Mantras zugemüllt werden, die wir nur allzugern glauben.
FOMO kicks in. Die Angst etwas zu verpassen. Denn der total heiße Scheiß, der gerade abgeht, der ist bald vorbei! Und wenn du nicht jetzt und sofort und mit allem was du hast einsteigst, dann ist die Chance für immer vorbei. Dann bleibst du arm, du Wicht.
Heißer Scheiß ist aber oftmals, meistens oder nahezu immer mal eines: Heiße Luft. Heißer Schas sozusagen. Elon twittert ein einziges Wort, und alle kaufen einen Hund. Als Token. Und weil das so gut funktioniert hat, kommt gleich danach die Revolution des Hundetokens, der Superhundetoken! Der ist noch viel krasser als der erste Hundetoken, wird moonshoten und im Bullrun alles outperformen! Dass der erste Hundetoken am Ende komplett gedumpt ist, ist egal. Denn … ihr wisst es … diesmal ist alles anders.
Menschen kaufen eben gerne im Hype. Wenn der dann vorbei ist,wird in Panik alles verkauft. Und futsch ist die Marie. Also nicht wirklich futsch, es hat sie nun nur jemand anderer.
Was also tun, um nicht in die Falle zu tappen?
Drei Tipps dazu:
1) Lerne aus der Vergangenheit. Die Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich. Schau dir die alten Blasen an. Von der Tulpenmanie bis zu Dotcom. Märkte ändern sich zwar, aber menschliches Verhalten eher weniger. Das sollte dich vor übertriebenem Optimismus schützen.
2) Diversifiziere deine Investments: Klar, Krypto ist spannend, aber alles auf eine Karte zu setzen, ist wie Russisches Roulette. Ein ausgewogenes Portfolio, das auch traditionelle Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien umfasst, hilft, das Risiko zu streuen und schützt vor den extremen Schwankungen, die oft mit neuen Technologien einhergehen. Das hilft dir, Stürme zu überstehen.
3) Behalte einen kühlen Kopf: Lass dich nicht von der Euphorie mitreißen. Prüfe die fundamentalen Daten und frage dich immer: Sind diese „neuen“ Regeln wirklich so neu, oder fallen wir nur wieder auf denselben Trick rein?
Fazit: Mach’s besser!
Am Ende des Tages liegt es an dir, ob du dem „This time it’s different“-Mantra verfällst oder nicht. Aber wenn du clever bist, weißt du, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Realität zuschlägt. Und wenn du dann vorbereitet bist, kannst du sagen: „Diesmal war ICH anders.“