Neulich an der Tankstelle. Steht doch vor mir an der Kasse ein junger Mann mit zwei voll gefüllten Benzinkanistern. 20 Liter in Summe. Er fordert vom Tankwart ziemlich aufgebracht, dass dieser ihm den Sprudel abkaufen soll. Um mindestens 3 Euro pro Liter. Wie sich herausstellt, hat der Treibstoffinvestor den Benzin vor längerer Zeit um €2,20 gekauft, weil es damals so ausgesehen hat, dass die Benzinpreise immer weiter steigen würden. Zu ATH könnte man sagen 😂.
Er hat bis zum (erfolglosen) Ende dieser Diskussion nicht verstanden, warum er für sein damaliges Investment heute nicht mehr bekommt. Dumm gelaufen für ihn. Er zog wütend von dannen, eröffnete unter einem lustigen Pseudonym einen Account bei X und wurde zum Treibstoff-Mafia-Hater. Er ist überzeugt, dass das mit den Tankstellen ein krasses Ponzi ist, ein abartiger Scam, ein Schneeballsystem erster Güte. Eine Frechheit, dass hier keiner was tut. Und die Exit-Liquidity ist auch nicht vorhanden, man muss zukünftige Investoren also,davor warnen!
Ich hab dann meine Tankrechnung bezahlt (ich glaube es waren 1,80 pro Liter) und habe das gemacht, was man mit Benzin macht: Autofahren.
Wie ihr erkennt, geht es heute um die Kernfrage des Investierens:
Hast du verstanden, in was du investiert hast?
Im Cryptospace herrscht anscheinend ein massives Unwissen darüber vor, wozu Crypto gut ist.
Der klassische „Investor“ glaubt nämlich, dass dir irgendjemand anderer Geld schenkt. In Form eines Tokens. Der natürlich nur eine einzige Funktion hat: steigen.
Schauen wir dazu zuerst auf den Urvater aller Cryptos, den Bitcoin. Im Paper von good old Satoshi steht doch drin, dass man BTC kaufen soll, weil er immer weiter steigen wird und dann alle reich sind. Oder?
Reichtum „out of thin air“. Der feuchte Tagtraum jedes Sozialisten. Nix tun müssen, einfach das Geld von irgendjemand anderem einstecken und sich auf die faule Haut legen.
Oder wurde Bitcoin für etwas anders erfunden? Vielleicht weil jemand erkannt hat, dass FIAT-Geld das krasseste Ponzi aller Zeiten und deshalb dem Untergang geweiht ist? Schon eher. Um es einfach zu sagen: BTC ist als dezentraler Ersatz für FIAT gedacht. Und damit ist nicht die italienische Automarke gemeint, auch wenn das Akronym passen würde: Fehlerhaft In Allen Teilen 😂.
Die gleiche Frage muss man sich für jede andere Cryptowährung ebenfalls stellen: Wozu wurde sie erschaffen? Wozu ist sie gut?
Wozu ist ETH gut? Warum gibt es Ethereum? Weil Vitalik das ganze Zeugs schneller und skalierbarer machen wollte. Da steht ebenfalls nix drin von „kauf ETH, denn der Token wird immer steigen“. Also gibt es heute eine Welt, die auf dieser Technik basiert. Um beim Autobeispiel zu bleiben: Es wurden Straßen gebaut, auf denen man fahren kann. Die Maut für diese Straßen bezahlst du mit ETH.
Und wofür wurde jetzt DFI erfunden? Die Gründer haben sich folgendes gedacht: Lass uns ein Ökosystem bauen, das so sicher wie BTC und so schnell/skalierbar wir ETH ist. In diesem Ökosystem sollen „dezentrale Finanzdienstleistungen“ abgebildet werden. Um damit den Menschen die Unabhängigkeit von Banken zu ermöglichen. Be your own bank … du erinnerst dich?
Dezentrale Kredite (über Vaults), dezentrale „Wertpapiere“ in Form der dToken. Optionenhandel, Futures usw. – das alles stand (und steht) auf der Liste. Geht das mit DFI? Nein. DFI benötigt man – wie bei ETH – als Treibstoff für das Fahren auf den Straßen des Ökosystems. DFI liefert die Basis für das dToken-System (und seit kurzem für die DMC).
Das gilt es zu verstehen. In & mit diesem Ökosystem kann man Geld verdienen. Wer einen Token nur wegen der Hoffnung auf Kurssteigerung gekauft hat, der dürfte mit dem jungen Mann von der Tankstelle verwandt sein. Ist nicht böse gemeint. Aber wer Treibstoff kauft, um nicht damit zu fahren, dessen Wette auf Reichtum hat endenwollende Erfolgsaussichten.
Denn wenn das so wäre, dann wäre DFI (und jede andere Cryptowährung) wirklich nur ein Ponzi. Ein System nach der „greater fool theory“. Man hofft darauf, einen größeren Idioten zu finden, als man selbst ist (der einem das heute gekaufte Asset morgen teurer abkauft).
Es ist wie mit einem Immobilien-Investment. Wer ein Zinshaus kauft, kann die Wohnungen darin vermieten. Die erfolgreichen (und dadurch wohlhabenden) Zinshausbesitzer lieben diesen Trick seit Jahrhunderten. Haus kaufen, mit der Vermietung Geld verdienen. Kein Hausbesitzer käme auf die Idee, es leer stehen zu lassen. Und ja, es gibt Immobilien-Spekulanten. Die kaufen Zinshäuser, um sie teurer weiterzuverkaufen. Das funktioniert in Einzelfällen. Aber langfristig ist jeder Spekulant im Minus. Jeder! Man sieht es in der aktuellen Marktphase am Immobilienmarkt sehr deutlich: Die Immobilienpreise sind deutlich gefallen, es finden sich kaum Käufer, die Spekulanten bleiben auf ihrer Ware sitzen und werden von den Finanzierungskosten aufgefressen.
Die Vermieter haben es gut. Sie kümmern sich nicht um den Marktpreis ihrer Immobilie, sondern verdienen einfach weiter Geld damit.
In diesem Sinne nochmals die Frage: Hast du verstanden, in was du investiert hast?