„Gebeugt erst zeigt der Bogen seine Kraft.“
Franz Grillparzer, ein österreichischer Schriftsteller, wird 152 Jahre nach seinem Ableben ungewollt zum #DeFighter.
Es ist rund 25 Jahre her, dass ich dieses Zitat als hilfreich für mein Leben entdeckt habe – ich war damals gerade einige Wochen als selbständiger Unternehmensberater am Markt und mitten in der Akquisitionsphase. Vielleicht kennt ihr das – man hat sich soeben selbstständig gemacht und braucht dringend Kunden. Wegen der Rechnungen wäre das enorm hilfreich. Also klappert man Gott und die Welt ab, reißt sich sprichwörtlich den Allerwertesten auf, schuftet Tag und Nacht, um Fuß zu fassen. Neben ein paar kleineren Aufträgen konnte ich damals einen wirklich dicken Fisch an Land ziehen: Die VOEST. Österreichs größten Stahlproduzenten, ein Weltkonzern. Wie geil! Ich sollte die mit den weltweit operierenden Vertriebsmitarbeiter:innen:außen eine neue Strategie implementieren. Die Termine standen fest und die Tickets für die Leute, dietmars aller Welt anreisen sollten, waren gebucht.
Ich hab mich gefühlt wie ein Krösus. So ein unglaublich toller Auftrag, und das gleich zu Beginn meiner Selbstständigkeit …
… und dann ging ich Radfahren. Wie jeden Morgen zog ich auch an diesem Sonntag meine Runden. Ein Abstecher in die Wälder der Lobau (Wiener kennen dieses Gebiet) sollte diesmal etwas Besonderes sein. Schließlich hatte ich ja ein Crossbike … mit Clips … bis dann die Bodenwurzel kam … und ich heftig zu Sturz kam. Und die Clips gingen nicht auf, was dazu führte, das mein Knie vollkommen im Arsch war. Krankenhaus, Operation, volles Programm.
Ich rief am Montag bei der VOEST an, um ihnen von meinem Unglück zu erzählen und die Termine zu verschieben.
Die VOEST meinte, dass das bedauerlich wäre, aber eine Verschiebung nicht in Frage käme. Wegen der Tickets und der Strategie und so. Ich solle doch mein Backup schicken.
Backup? Hab ich keines. Und den Kunden war ich los. Es hat sich dann ein anderer Berater über den kurzfristigen Auftrag gefreut. Der hatte nämlich ein Backup. Und ein gesundes Knie.
Ich war am Boden zerstört. Hab damals echt mit dem Schicksal gehadert. Und das so richtig intensiv, denn im Krankenhaus hatte ich gut Zeit dafür. Immer wieder ging mir auch ein Satz meiner Oma durch den Kopf: „Alles hat auch sein Gutes an sich“ … diesen Satz habe ich als Vortragender, Trainer und Coach immer wieder in abgewandelter Form verwendet, nämlich als Frage: Was ist das Gute am Schlechten? Habe meine Klienten in schweren Zeiten auch noch damit gequält, dass ich sie aufgefordert habe, mit diesem Satz zu arbeiten. Und dann liege ich im Spitalsbett und darf selbst die Medizin kosten, die ich anderen verordnet habe. OK, Robert, dann mal frisch ans Werk! Für dich selbst muss das gleiche gelten, wie für die Menschen, denen Du Ratschläge gibst. Aber das einzige Ergebnis, zu dem ich kam, war … es ist nur ein scheiss Kalenderspruch!
2 Tage lang kam ich auf keine andere Antwort als die, dass nichts Gutes daran ist, mit einem kaputten Knie im Spital zu liegen und seinen ersten großen Kunden verloren zu haben.
Ich tat mir einfach nur Leid. Ein Opfer des Lebens. Schließlich kann ich ja nichts dafür.
Am dritten Tag hatte ich genug von meinem Selbstmitleid. Und kam auch zur richtigen Antwort. Warum habe ich den Auftrag verloren? Weil ich gestürzt bin? Nein. Weil die VOEST unmenschlich und verständnislos ist? Nein. Weil das Leben mich hasst? Nein. Weil ich kein Backup hatte. Heißt: Mein Geschäftsmodell war nicht gut genug durchdacht. Ich hätte bessere Strukturen schaffen müssen, anstatt einfach allein und ohne Netzt am Seil zu balancieren. Und was ist jetzt gut daran?
Dass ich jetzt die Zeit dazu bekommen habe. Ja, schmerzhaft. Ja, wäre verhinderbar gewesen. Aber dennoch: Im Spital hast du Zeit. Also nutzte ich sie und hab mein Geschäftsmodell neu aufgesetzt. Es hat mich bis heute getragen. Und sogar die VOEST konnte ich Jahre später nochmals gewinnen.
Es war eine harte Zeit. Woher habe ich damals die Motivation genommen, diesen schweren Weg zu gehen? Ich hätte ja einfach auch wieder einen angestellten Job suchen können. Das mit der Selbständigkeit sein lassen …
… da stand dann eben Franz im Weg. Der Grillparzer Franzi. Mit seinem Aphorismus über den Bogen. Weil wie schießt man einen Pfitschipfeil so richtig weit? Wenn man den Bogen spannt. Und ein guter Bogen zerbricht nicht daran, sondern setzt die ganze Kraft frei, die in ihm steckt.
Ich bin der Bogen. Alle Kraft steckt in mir.
Das selbe denke ich über unser Projekt. „Max Pain“ scheint vorzuherrschen. Es ist hart, die Kurse zu sehen. Es ist hart, die Hater zu lesen.
Der Bogen des Projekts ist gespannt. Gebeugt, wie Grillparzer sagt. Jeder #DeFighter erlebt die schwerste Zeit seit Projektbeginn. Julian erfährt den größten Hass, den er jemals abbekommen hat. Und jeder, der für das Projekt kämpft, bekommt diesen Hass ebenfalls ab.
Wir sind gebeugt.
Besinnen wir uns auf die Kraft, die in uns steckt. Denn WIR alle sind der Bogen.
#DeFiChain #Grillparzer #Motivation #Kraft